Stellungnahme zu #unizu und co.

Die LandesAstenKonferenz Berlin (LAK Berlin) schließt sich gemeinsam mit vielen Studierendenschaften dem Statement des AStA TU Berlin zu #unizu #nichtnuronline und Co. an und möchten in der aktuellen Debatte, ob die Hochschulen wieder für den Lehrbetrieb geöffnet werden sollen, ergänzend Stellung beziehen.
 
Die Studierenden in Berlin haben im letzten Jahr einen enormen Beitrag dazu geleistet, die Infektionszahlen in Berlin relativ niedrig zu halten. Viele haben auf Kontakte weitestgehend verzichtet, die Universität als Arbeits- und Lebensraum verloren und die Verschlechterungen, die die Onlinelehre und -prüfungen mit sich brachten, ertragen.
Der von den Studierenden geleistete Beitrag scheint umsonst gewesen zu sein, die in die Höhe schnellenden Fallzahlen fühlen sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Deshalb verstehen wir die Frustration vieler Studierender und deren Ruf nach Öffnungen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass unser Verhalten viele Menschenleben gerettet hat und unsere Entbehrungen nicht umsonst waren.
 
Wir Studierende sind auch weiterhin bereit, unseren Anteil daran zu leisten, dass die Zahlen sinken. Wenn die Maßnahmen bedeuten, dass wir auch weiterhin aus unseren WG Zimmern an der Lehre teilnehmen und Dozierende wochenlang nicht erreichbar sind, dann ist das etwas was wir gerne in Kauf nehmen. Was wir uns dafür aber wünschen, sind Maßnahmen, welche geeignet sind, die Pandemie in den Griff zu bekommen
 
Es ist jedoch klar, dass diese nicht hochschulintern, sondern nur gesamtgesellschaftlich bekämpft werden kann. Eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung kann sich dabei nicht nur auf Bildung und Kultur beschränken, sondern muss auch und insbesondere die Wirtschaft mit einschließen. Deshalb liegt es unserer Auffassung nach auch im Interesse der Studierenden, sich für eine Eindämmungspolitik einzusetzen, die diesen Namen verdient, statt kurzfristige Öffnungen zu erwirken, die langfristig wieder zu Schließungen führen.
 
Stellungnahme des AStA TU
Die gesamte Stellungnahme des AStA TU hier unter diesem Link (klick!)
 
[...]
 
Wir sind [...] überzeugt, dass eine Forderung nach Öffnung momentan kontraproduktiv ist. Nicht weil wir solidarisch mit einer Politik sein wollen, die ein undurchsichtiges Impfkonzept präsentiert, oder weil wir eine Wirtschaftsform schützen wollen, die es nicht schafft, ausreichend Impfstoffe zu produzieren und die sich gegen jeden Eingriff in ihr Geschäftsmodell erfolgreich wehrt. Sondern weil wir eine Öffnung aufgrund dieser Rahmenbedingungen für unverantwortlich halten. 
 
Strategie und Vorgaben von Seiten der Politik
Wir sehen die (Bundes-)politik in der Verantwortung, sich Strategien und Regelungen für einen sicheren Lehrbetrieb in den nächsten Semestern zu überlegen, die die Hochschulen zur Umsetzung verpflichten. Es ist sinnvoll, frühzeitig den sichersten Weg einzuschlagen und einen rechtlichen Rahmen zu kommunizieren, der die zulässigen Leistungsanforderungen festlegt und den Leistungsdruck senkt. Statt Sorgen und Ängste mit sozialen Strategien aufzufangen, wird auf Bundesebene alles für den Erhalt der Leistung und Wirtschaft getan, ohne Rücksicht auf die Menschen, die sie erbringen und tragen.  Eine Strategie des Abwartens und Beobachtens ermüdet und führt zu Verunsicherung, da es nicht den Eindruck erweckt, dass lösungsorientiert und vorausschauend an den prognostizierten und offensichtlichen Problemen der Pandemie gearbeitet wird. 
Auf Landesebene konnten Studierendenvertretungen seit Beginn der Pandemie erste Erfolge erzielen. Es konnten in den Krisenstäben und in Gesprächen mit der Politik erste Lösungen für Studierende gefunden werden. So wurden  Forderungen nach einer verbindlichen Regelung für Online-Prüfungen bereits in ersten Ansätzen in einen Rechtsrahmen gegossen [1], erste Zusagen für die Planung des Sommersemesters gemacht [2] und die fehlenden psychologischen Beratungen durch Erhöhung der Subvention des Landes für das StuWerk Berlin ergänzt. Darüber hinaus arbeiten wir als Studierendenvertretungen ständig an Möglichkeiten euch, als Studierende, in dieser Notsituation aufzufangen und passen die Informationen auf unserer Website stets an, damit ihr euch auch außerhalb der Beratungszeiten stets informieren könnt [3]. 
 
Verantwortungsnahme Seitens der Hochschule
Wir sehen die Hochschulen in der Verantwortung, klare Strategien für das nächste Onlinesemester einzuführen, die verbindlich sind und auf die Sorgen und Ängste aller Mitglieder der Hochschulen Rücksicht nimmt. Die Hochschule kann auch Studierenden Möglichkeiten und Zugänge zu Räumen und Ressourcen verschaffen, die es ermöglichen, sich über den Vorlesungszeiten hinaus zu vernetzen. Der Kontakt zu Kommiliton:innen, der sowohl den Austausch von Lerninhalten als auch eine soziale Gemeinschaft ermöglichen, die das Studium maßgeblich mittragen, darf nicht mit dem Auflegen des Zoom-Calls enden. Des weiteren fordern wir die Hochschulen auf, ihre Lehrenden über ihre Strategien zu unterrichten und bei Missachtung der Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens durch Lehrende Konsequent zu ahnden.
 
Selbstverantwortung durch die Studierenden
Wir möchten hervorheben, dass wir auch die Selbstverantwortung  der Studierenden in der Mitgestaltung ihrer Hochschule sehen. Es ist einfach, sich in den Präsenzzeiten auf die Strukturen zu verlassen, die durch teilweise jahrzehntelange Studierendenkämpfe auf dem Campus erstritten wurden. Studentische Räume, Zugänge, Ressourcen und Mitbestimmung sind uns nicht gegeben worden, sie wurden eingefordert.  Der digitale Hochschulraum muss erst noch erstritten werden, darum solidarisiert euch miteinander und überlegt euch Strategien, wie ihr euch gegenseitig unterstützen und vernetzen könnt. Wenn wir nicht nach dem Seminar auf den Gängen reden können, dann schafft euch „Gänge“: ob digital oder verantwortungsvoll face-2-face. Fordert eure Dozierenden auf, euch darin zu unterstützen und beispielsweise virtuelle Seminar-Räume länger offen zu lassen, damit ihr euch vernetzen und austauschen könnt. Fordert eure Hochschulen auf, euch angemessene Online-Tools zur Verfügung zu stellen, die autonom genutzt werden können und nicht nur den passiven Konsum von Lerninhalten sicherstellen. Einige Fachbereichsinitiativen leisten dabei schon tolle Arbeit und stellen viel an digitaler Infrastruktur zur Verfügung[4], auch die LAK Berlin aktualtisiert auf der eigenen Website laufend die Informationen rund um hochschulrelevante Corona-News [5]. Informiert euch über eure Rechte zu Prüfungs- und Leistungformaten sowie Anforderungen. Informiert uns und eure Fachbereichsinitiativen über Fehlverhalten, Diskriminierung und strukturelle Hürden. Haltet euch im Allgemeinen auf dem Laufenden.
Studierende aller Unis, organisiert euch, informiert euch und bleibt solidarisch!
 
Mitunterzeichnend:
AStA FU
AStA HTW
 
Mitunterzeichnen? Bitte schreibt eine Email an: info[at]lak-berlin.de 
 
[1] Kleine BerlHG-Novelle: Paragraf 126a
[2] Informationen vom Senator für Wissenschaft und Forschung zum  Sommersemester 2021, Link (klick!)
[3] Überblick über Ressourcen und wichtigen Links (klick!) für Studierende bereitsgestellt durch unsere Beratungen
[4] Falls ihr eure Fachschaftsinitative noch nicht kennt, hier ist ein Link (klick!) mit einem Überblick über Fachbereichsinitiativen und andere studentische Gruppen
[5] LAK Berlin Linksammlung (klick!) Landesbestimmungen Coronamaßnahmen an Hochschulen